Treffen mit Nicky, der Gründerin von Troo | Musablog – Musacé

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" Ich habe die Neinsagenden schnell vergessen, denn die Schönheit eines erfolgreichen Projekts stellt alles andere in den Schatten": Treffen mit der Gründerin von Troo

Nicky ist die Gründerin von Troo, ein Schweizer online-shop in dem umweltbewusste Modemarken vereint sind. Die gebürtige Südafrikanerin, die ursprünglich aus dem Finanzwesen kam, erzählt uns, wie sie durch Zufall in die Schweizer Modebranche hineingeraten ist.  

Entdecken Sie die Geschichte dieser Unternehmerin, die sich für Mode und nachhaltige Entwicklung begeistert. Sie teilt mit uns ihre Ratschläge, ihre Herausforderungen, ihren Alltag als Unternehmerin sowie ihre Zukunftspläne mit Troo. 

Kannst du uns erzählen, wie du auf die Idee gekommen bist, Troo zu gründen?

Ich arbeitete im Bereich Unternehmensfinanzierung bei einer Bank in Zürich und kündigte meinen Job 2016, um mich um meine beiden Kinder zu kümmern, bevor sie in den Kindergarten gingen. Das Ziel war, ein Jahr Pause zu machen und danach wieder in meinen Beruf einzusteigen. Aber letztendlich habe ich nie wieder einen Fuß in eine Bank gesetzt! 

Zu dieser Zeit lebte meine Großmutter bei mir und gab mir viele Zeitschriften aus Südafrika zum Durchlesen. Leider hatte ich nur selten Zeit, sie zu lesen. Aber eines Tages nahm ich mir die Zeit in einer Zeitschrift zu blättern und stieß auf einen winzigen Artikel, der meine Aufmerksamkeit weckte. Es handelte sich um einen Artikel über Megan die Gründerin von Nette Rose, einem jungen Modelabel, die aus Stoff-Restbeständen in Südafrika Dessous herstellt. Ich habe mich sofort in die Marke und das Konzept verliebt. Also beschloss ich, Megan eine E-Mail zu schicken, die sie mir zwei Tage später zu meiner großen Überraschung beantwortete! 

Bei einem meiner Aufenthalte in Südafrika lernte ich schließlich Megan kennen. Sie war damals noch Studentin. Der Funke sprang sofort über und sie beschloss, mir die Gelegenheit zu geben, Nette Rose in Europa zu lancieren, während sie sich um Südafrika kümmern würde. 

So gründete ich Troo im Juli 2016, zunächst als Ableger von Nette Rose in Europa, dann erweiterte ich das Konzept ein wenig. Heute ist Troo ein E-Shop, in dem man Spitzendessous von Nette Rose, Tencel-Lingerie von Back to Basics und Kleidung von Morena Isabel finden kann.

Wie wählst du die Marken aus, die du bei Troo anbietest? 

Nichts ist wirklich kalkuliert, es sind eher Herzensangelegenheiten, die aus schönen Begegnungen entstehen. Zum Beispiel kontaktierte mich Morena eines Tages, weil sie in ihrem Atelier in Zürich einige Nette-Rose-Stücke verkaufen wollte. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und im Gegenzug durfte ich ihre Kreationen auf Troo zum Verkauf anbieten. Daraufhin beschlossen wir, gemeinsam Back to Basics zu gründen, mit einer Lingerie Kollektion, die wir gemeinsam entwarfen und die aus Stoff-Restbeständen aus der Schweiz hergestellt wird. 

Alle bei Troo angebotenen Marken haben die gleichen Werte von Hingabe und Leidenschaft. Wir pflegen ein enges und freundschaftliches Verhältnis zu ihnen und haben großen Respekt und Vertrauen in sie. Zudem verfolgen sie alle einen umweltbewussten Ansatz, dies ist für mich sehr entscheidend. Ich wurde von Eltern erzogen, auf unseren Planeten zu achten, nicht alle neuesten modischen Kleidungsstücke zu kaufen und Wert darauf zu legen, kaputte Kleidung und Gegenstände zu reparieren. Alle unsere Marken handeln auf ihre Weise für einen besseren Planeten. Nette Rose verwendet recycelte Spitze, Morena Isabel näht ihre Kleidung in ihrem Atelier in Zürich aus Bio-Baumwolle, und Back to Basics verwendet Tencel aus Schweizer Restbeständen.

Wolltest du schon immer Unternehmerin werden? 

Nein, das war eher Schicksal. Ich habe mich nie als kreativ betrachtet, wie man sich eben manchmal selbst Etiketten aufklebt. Ich hätte nie gedacht, dass ich dazu in der Lage wäre, aber jetzt bin ich stolz auf den Weg, den ich bereits gegangen bin. Ich könnte nie wieder in mein früheres Leben zurückkehren. 

Ist es einfach, ein Unternehmen in einem fremden Land zu gründen? 

Ich habe mein Einzelunternehmen hier in der Schweiz gegründet und es war sehr einfach und schnell. Als ich anfing, sprach ich nicht gut Deutsch, aber ich fand es sehr einfach, mich auf Englisch zu verständigen. Ich kannte nicht viele Leute, aber ich versuchte mein Glück und schickte E-Mails, die zu Begegnungen und manchmal auch zu schönen Projekten führten. Sehr oft hat es nicht geklappt, aber ich habe die Neinsagenden schnell vergessen, denn die Schönheit eines erfolgreichen Projekts stellt alles andere in den Schatten.

Aus wem besteht das Team von Troo heute?

Das Team besteht aus meiner Schwester Steff, aus Rebecca, die uns manchmal hilft, und aus mir. Und das sind alle! Ansonsten ist das Team bei Nette Rose in Südafrika ebenfalls sehr klein. Megan kümmert sich um die Designs, zwei Leute um den Kundenservice und fünfzehn Näherinnen sind für die Produktion zuständig. 

Wir sind ein kleines Team, wie eine Familie, und das möchten wir auch bleiben. Wir sind nicht an einer Massenproduktion interessiert. Wir wollen den Kontakt zu unseren Kunden halten und weiterhin alles von A bis Z selbst machen und nichts outsourcen. Aber es ist nicht immer leicht die goldene Mitte zu finden, dies in einer Welt, in der man immer mehr verkaufen und immer mehr Umsatz machen muss.

Was war deine größte Herausforderung bei der Gründung von Troo?

Ich hatte zwei große Herausforderungen, als ich Troo auf den Markt brachte. Die erste war das Zollproblem. Da die Schweiz nicht zur Europäischen Union gehört, war es sehr schwierig (und teuer), außerhalb der Schweiz zu liefern. Nachdem wir viele, nicht immer sachkundige ExpertInnen konsultiert hatten, beschlossen wir, einen kleinen Lagerraum in Konstanz in Deutschland zu mieten, um unsere Produkte ungehindert nach Europa zu versenden. Das war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten! 

Die zweite Herausforderung bestand ganz einfach darin, Leute zu finden, die bei Troo einkaufen würden. Online gibt es eine derart große Auswahl, dass es schwierig ist, auf sich aufmerksam zu machen, und wenn man nur ein kleines Budget hat, ist es besonders schwierig. Wir haben einige Fehler gemacht, indem wir Influencerinnen ausgewählt haben, denen man eher wegen ihres Aussehens als wegen ihrer Überzeugungen folgt. Aber aus Fehlern lernt man ja bekanntlich, nicht wahr? 

Was ist der beste Rat, den du jemandem geben kannst, der sein eigenes Unternehmen gründen möchte?

Ich denke zunächst, dass man zu 100 % von seinem Produkt überzeugt sein muss, denn man wird 24 Stunden am Tag damit leben müssen. Mein wichtigster Ratschlag wäre, nicht beim kleinsten Hindernis aufzugeben. Wir hatten einige schwierige Monate, aber wir haben immer weitergemacht und es hat sich schließlich ausgezahlt. Manchmal haben wir auch Fehler gemacht, aber das hat uns nicht entmutigt. 

Mein zweiter Ratschlag wäre, alles zu versuchen, was irgendwie möglich ist. Manchmal wirst du Erfolg haben, aber noch öfter wirst du nicht das gewünschte Ergebnis erzielen. Aber am Ende hast du es versucht und wirst es nicht bereuen. Arbeite unermüdlich, aber vergiss nicht, dass es auch immer eine Portion Glück braucht. 

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Was gefällt dir an deinem Leben als Unternehmerin am meisten und was am wenigsten?

Was mir am besten gefällt, ist die Freiheit. Wenn ich eine Idee habe, kann ich sie direkt umsetzen. Ich muss nicht um Erlaubnis fragen oder Kompromisse eingehen. Ich lerne jeden Tag, und falls das Troo-Abenteuer eines Tages enden sollte, werde ich es nicht bereuen, weil ich so viel gelernt habe. Ich bin sehr dankbar dafür. 

Der größte negative Aspekt des Unternehmertums ist, dass man nie wirklich mit der Arbeit aufhört. Man denkt, isst und lebt täglich mit seinem Projekt. Es ist ein Vollzeitjob mit viel Verantwortung. Der finanzielle Aspekt ist auch beängstigend, weil man am Ende des Monats nicht mit einem Lohn rechnen kann. Es gibt viele Unwägbarkeiten.

Man hört oft, dass das erste Jahr das schwierigste ist. Wie war das für dich? 

Das erste Jahr war schwierig, aber aufregend. Ich hatte keine Erwartungen und setzte mir keine Ziele, die ich erreichen wollte. Ich wartete einfach ab und schaute, was passieren würde. Für mich war das zweite Jahr das schwierigste, weil ich anfing, alles in Frage zu stellen. Warum wachse ich nicht schneller? Lohnt sich das finanziell? Ich fing an, mir Sorgen zu machen, aber ich habe weitergemacht, und zum Glück! Ich denke, ab dem dritten Jahr kann man anfangen, sich Gedanken zu machen, wenn dein Unternehmen nicht so wächst, wie du es gerne hättest. 

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Gab es einen Zeitpunkt, an dem sich der Bekanntheitsgrad und die Verkaufszahlen von Troo signifikant beschleunigt haben? 

Ja, wir hatten einen Wachstumsschub durch eine Influencerin. Ich hatte sie kontaktiert und glücklicherweise antwortete sie mir ein paar Tage später. Ich konnte es nicht glauben! Also traf ich mich mit ihr und wir verstanden uns auf der Stelle sehr gut. Sie war von den Produkten begeistert, ebenso wie ihre Community. 

Abgesehen von dieser großen Chance wachsen wir allmählich, mit einigen kleinen Peaks, wenn wir Kooperationen eingehen die funktionieren. Der Lockdown war auch vorteilhaft für uns, weil die Leute viel mehr online shoppen und wir auch viele Kunden haben, die trotzdem wiederkehrten. Dies macht uns sehr glücklich! 

Troo hat online angefangen, aber mittlerweile seid ihr auch in Geschäften vertreten. Welchen dieser beiden Verkaufskanäle bevorzugst du? 

Online zu verkaufen ist finanziell attraktiver, aber die Kunden probieren es sehr gerne im Geschäft aus, bevor sie kaufen. Ich denke daher, dass sich die beiden ergänzen. Wir verkaufen etwa 60 % online und 40 % im Geschäft. 

Welche Kommunikationsmittel verwendet ihr, um euch bekannt zu machen? 

Wir nutzen überwiegend Instagram, sowohl über unser Konto als auch über Influencerinnen, die mit uns zusammenarbeiten. Wir schalten keine bezahlten Werbeanzeigen in sozialen Netzwerken oder bei Google. Ich finde, dass Instagram eine tolle Plattform ist um bekannt zu werden, auch wenn ich manchmal auf den Algorithmus sauer bin (lacht). 

Kannst du uns einen Tipp geben, wie man auf Instagram erfolgreich sein kann? 

Mein Rat ist immer schöne Inhalte zu erstellen. Die Leute kaufen viel mehr, wenn die Fotos schön sind. Ich denke in gute Fotos zu investieren ist ausschlaggebend. 

Zum Abschluss: Welche Pläne hat Troo für die Zukunft? 

Unser Plan ist es, in einigen zusätzlichen Geschäften in der Schweiz präsent zu sein, aber ansonsten bin ich mit der Entwicklung von Troo sehr zufrieden und würde mir nur wünschen, dass alles so weitergeht.

 

Entdecken Sie die Troo-Produkte der Marken Nette Rose, Morena Isabel und Back to Basics auf der Website troo.ch

Wenn dir das Konzept gefallen hat, kannst du uns gerne auf Instagram unter @musacevintage folgen. Lass uns in den Kommentaren wissen, über welche Unternehmerin du gerne im nächsten Beitrag lesen würdest. 

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